Nichtsaufgeben, Vielfalt dazugewinnen – Vier katholische Gemeinden werden zusammengelegt / Sternmarsch zum Treffen in der St.-Johannes- Kirche in Stederdorf
In einem Sternmarsch haben sich gestern Katholiken aus vier Gemeinden
nach Stederdorf aufgemacht, um symbolisch den Zusammenschluss zu vollziehen. Mit einem Gottesdienst und einem Essen demonstrierten sie das
neue Gemeinschaftsgefühl.
Peine/Stederdorf (uj). Es ist, als erfülle sich der Wunschtraum eines jeden Pfarrers: Die Sonne spiegelt sich im Dorfteich, die Glocken der katholischen St.-Johannes-Kirche in Stederdorf läuten und aus allen Richtungen eilen Menschen aller Generationen zum Gottesdienst. In der Sakristei der Filiale der
Kirchengemeinde „Zu den Heiligen Engeln“ drängeln sich zahllose Ministranten, und die Bänke im Kirchenschiff sind längst voll besetzt.
Doch die Idylle trügt. Im Peiner Land wird ab November aus drei kleinen und einer größeren katholischen Kirchengemeinde eine. Es geht um die Gemeinde Hl. Engel in der Kernstadt, die Gemeinden Hl. Kreuz und St. Josef in den Ortsteilen Dungelbeck beziehungsweise Vöhrum sowie die Gemeinde Corpus Christi in Edemissen. 8000 Katholiken werden dann zu einer einzigen Gemeinde aus städtischem und ländlichem Gebiet gehören. Deswegen hatten die Organisationsteams die Gläubigen eingeladen, in Form eines Sternmarsches aufeinander zuzugehen. „Die Stederdorfer Kirche liegt ungefähr in der Mitte“, erklärt Dechant Konrad Sinderrnann die Ortsauswahl.
Die Stimmung der Peiner Gemeindemitglieder am Goltzplatz erinnert ein bissehen an einen Familienausflug: Eltern mit Kindern, Senioren, viele Jugendliche. Manche haben ihre Verpflegung in Rucksäcken dabei, die an den Weltjugendtag in Köln vorn vergangenen Jahr erinnern. Eine kurze Besinnung wird gehalten und die Schar ist auf dem Weg. „Ich bin überzeugt, dass die Fusion gut gelingen wird“, sagt Gerhard Handzik, Vorsitzender des Peiner Pfarrgemeinderates. In vielen Gesprächen und Sitzungen habe man die Aktiven aus den anderen Gemeinden besser kennen gelernt und Spannungen abbauen können.
„Es gibt keine Alternative zur Gemeindezusarnrnenlegung“, sagte auch Christoph Plett, stellvertretender Vorsitzender des Peiner Kirchenvorstandes und erwähnt stark zurückgegangene Mitgliederzahlen und den Priestermangel. „Wir müssen die administrativen Dinge so schnell wie möglich klären, um uns wieder auf die Aufgaben aus unserem Glauben konzentrieren zu können“, fügt er hinzu. Außerdem freut sich Plett wieder auf Gottesdienste in vollen Kirchen. Bisher würden in den Kirchen der vier Gemeinden bis zu fünf Gottesdienste am Wochenende angeboten. Nach seiner Vorstellung sollte es nach der Fusion nur noch einen Haupt-Gemeindegottesdienst in der neuen Gemeinde geben, örtlich und wöchentlich wechselnd.
Sindermann wiegelt ab: „Es wird ja nichts aufgegeben, sondern Vielfalt dazu gewonnen.“ Unterdessen hält die Gruppe erneut zu einer Besinnung an. Man muss genau hinhören, weil die tröstlichen Worte über den fremden Weg, der zum eigenen werden soll, durch den Geräuschpegel der nahen Autobahn überdeckt werden. Inzwischen hat sich die Pilgergruppe aus Vöhrum mit den Peinern vermischt, vor der Kirche begrüßt man die Wanderer aus den beiden übrigen Gemeinden und feiert den gemeinsamen Gottesdienst in Stederdorf.
(C) Peiner Allgemeine Zeitung